Wojciech Sztaba

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Zeichnung für Neckarsulm und andere Bilder

Die Fotos vom Inneren der Dorfkirche in Klon in Masuren
von außen aufgenommen

 

Die Dorfkirche in Klon in Masuren wurde in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts in einem unbestimmten Stil gebaut. Die schlichte Architektur ist gut erdacht, der dunkle Holzturm fügt sich harmonisch an das unsymmetrische Schiff aus Stein. Die Kirche steht auf einem Hügel und von der Straße trennt sie eine breite Wiese, was einen malerischen Anblick darbietet – gut für eine Zeichnung, ein Aquarell oder ein Foto.

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Seit langem bleibt die Kirche geschlossen und verfällt allmählich. Die Dachziegel fallen herunter und man muss sich mit Vorsicht der Mauer nähern. Das unzugängliche Innere erblickt man mit Mühe, auf Zehenspitzen stehend, durch die schmutzigen Fensterscheiben. Oder man kann das Auge der Kamera, wie ein Periskop, auf Erkundung schicken.

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Das Blickfeld der Kamera ist aber begrenzt: Die Kamera muss immer an der Scheibe anliegen, nicht im Winkel, denn der Autofokus hätte Probleme mit der Schärfeeinstellung und die Glasscheibe, ohnehin schon ein zusätzlicher, verstaubter
und fleckiger Fotofilter, würde das Bild mit Lichtreflexen noch mehr trüben.

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Erst später sieht man auf dem Bildschirm das, was die Kamera gesehen hat: Den aufgerissenen Fußboden, die Reste vom Altartisch und der Kanzel in der Apsis, die Spuren der Wandmalerei, die langen Bänke an den Wänden, die Holzpfeiler unter der Empore und ein paar vergessene Tische, die für irgendwelche Arbeiten hingestellt wurden, vielleicht beim Abriss oder bei der Renovierung.

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Hätte ich mit einem Schlüssel das Innere der Kirche
betreten und ungehindert in alle Ecken reingeschaut,
dann würde ich selbst zum Teil dieses Raumes, mit dessen Staub, Geruch und quietschenden Dielen. Stattdessen bleiben von dem Raum ein paar flache Bilder, aus deren Oberflache andere, unbestimmte Dimensionen entstehen können. Das kündigt das durch die Kamera auf der Wand hinter der Apsis entdeckte Graffiti vom April 2004 an:
„Ich liebe dich, aber das sage ich dir nicht“.

Wojciech Sztaba, 2006

   
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Text und Bilder eschienen 2006
als Heft in der Reihe „Kunstbriefe“

 

s. auch gemeinsame Fotoprojekte von Damar/Sztaba