Wojciech Sztaba

Malerei OmU Theatrum picturaeStudioloWhat if we left realism behind? und andere Bilder

Fotografie AndelotDer Strom Klon Seiltänzer ∴ Über die Vielfalt der Welten oder Kaffeeplaneten

Zeichnung für Neckarsulm und andere Bilder

Einführung in die Dialoge über die Vielfalt der Welten

Ausstellungsansicht

„Gewiss sind das keine Fotos von Planeten, die Bilder sehen nur so aus, als ob man sie mit einem Riesenteleskop im All erspäht hätte. In Wirklichkeit sind es nur Erzeugnisse eines Zufallsgenerators, der im Inneren eines Kaffeebechers arbeitet.

Es geht so: Mit dem Sinken der Kaffee-Oberfläche oder – trivialer ausgedrückt – mit dem letzten Schluck, aktiviert der Generator den kleinen Raum am Boden des Bechers und produziert aus dem Kaffeesatz abstrakte Formen. Die genaue Zeit, wann der Zufallsgenerator einsetzt, ist schwer zu ermitteln; es ist nicht auszuschließen, dass er sich schon bei der ersten Berührung der Oberlippe mit der Kaffe-Ebene einschaltet.

Diese aus dem Kaffeesatz gewonnenen Bilder des Kaffee-Kosmos können anschließend zu Objekten der Beobachtung für interessierte Theoretiker der Kaffee-Welten werden. Man kann z.B. über die Formen der Bilder und ihre erstaunliche formale Vielfalt nachsinnen. Die Formen sind zwar etwas ähnlich, man könnte sogar eine Typologie des Kaffee-Satzes wagen, dennoch wiederholen sie sich nie, und ihre Unwiederholbarkeit erlaubt es, mit dem Gedanken zu spielen, dass hier, im Mikrokosmos dieser Mikro-Planeten sich die Unendlichkeit des Makrokosmos spiegelt. Bestimmt werden auch manche darüber nachdenken, wie tief im menschlichen Verstand die Eigenschaft verwurzelt ist, in allen Formen eine Bedeutung zu sehen.

Verschiedene Faktoren wirken sich auf die Kaffeesatz-Formen aus: Die Sorte der Kaffeebohnen und wie sie gemahlen werden (grob, fein, mittel). Ob er mit oder ohne Milch/Kondensmilch/Sahne (Fettgehalt ist auch wichtig) getrunken wird. Ob gesüßt und womit – Zucker/Süßstoff. Dann die Art der Vorbereitung (Espresso, Türkisch, Kaffee-Automat oder Instantkaffee), von der es abhängt, ob die Kaffee-Welten nicht zu stark gefiltert werden. Die Art der Haltung des Bechers in der Hand (fest, aufmerksam, lässig, verkrampft, unkonzentriert) ist nicht ohne Bedeutung und auch die Neigung des Bechers nach dem letzten Schluck. Und die Beschaffenheit des Becherbodens (Glas, Porzellan, Keramik). Und die Menge der auf dem Boden übrig gebliebenen Kaffee-Satz-Materie ...
Die Planeten steigen aus der Tiefe des Bechers auf, die Zentimeter werden in Lichtjahre umgerechnet. Langsam rotieren sie, von Eruptionen und dem kosmischen Staub begleitet. Bei Drehung der Scheibe wird das Orakel befragt.“

„Und was sehen Sie da?“
„Einen Fischer, der einem Fisch folgt, und es scheint, dass er ihn auch bald fangen wird, so nah ist er schon. Es ist aber möglich, dass der Fischer noch mehrere Runden auf dem Meer drehen wird, bevor ihm der Fang gelingt“.
„Und hier?“
„Sehen Sie es nicht selbst? Eine Frau mit einem großen lächelnden Mund, eine Königin vermutlich, denn ihr Haar ist zu einer Krone geformt. Aber sie kann gefährlich sein - hinter sich versteckt sie ein Netz, das man mit der Schleppe ihres Kleides verwechseln könnte.“
„Und hier?“
„Eine sehr heiße Kugel läuft auf uns zu. Die heiße Luft, die Atmosphäre vibriert, zittert. Die Bilder auf der Oberfläche sind noch flüssig, das Rot scheint durch. Eine anmutige Tänzerin in der Mitte, zu ihren Füßen ein Löwe und ein Hahn. Soll ich noch etwas dazu sagen?“

2007